(Entwurf) Der Palast als Wohn- und Handlungsort der oberen Gesellschaftsschichte war im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit in besonderer Weise Ausdruck der gesellschaftlichen Struktur. Er ist dabei weitgehend an den städtischen Raum gebunden. Gleichsam als eine Verlängerung des öffentlichen Raumes von Straßen und Plätzen setzt er die Handlungs- und Kommunikationsräume abgestuft im Inneren fort. Vestibül, Hof, Treppen, Säle, Funktionsräume und eigentliche Wohnräume bilden ein System, das nicht nur dem jeweiligen Hausherrn und seiner Familie, sondern einer mehr oder weniger großen Umgebung von weiteren Familienangehörigen, Gästen, Bediensteten aller Abstufungen Raum für die jeweiligen Bedürfnisse bot, die sich in der Lage, Größe und Gestaltung der entsprechenden Bereiche niederschlugen.

Die Architektur- und Kunstgeschichtsschreibung hat die Betrachtung der inneren Struktur des Palastes und ihre Funktionszusammenhänge erst in jüngerer Zeit in formale, stilistische und ikonographische Fragen einbezogen. Erst dadurch bietet sich die Möglichkeit, sowohl Kulturgeschichte, als auch Architektur- und Kunstgeschichte wechselseitige argumentativ einzusetzen.